Frage: Manuela, du bist gelernte Keramikerin, hast Innenarchitektur studiert und arbeitest heute als Designerin mit einer eigenen Werkstatt. Wie hat dein Weg begonnen?
Manuela Hollerbach: Ich habe schon während der Schulzeit unglaublich gerne künstlerisch gearbeitet. Eigentlich wollte ich nach dem Abitur an die Kunstakademie, aber meine Eltern meinten, ich solle erst etwas Handfestes lernen. Also habe ich mich für eine handwerkliche Ausbildung entschieden – als Grundlage für späteres kreatives Arbeiten. Zur Auswahl standen Schreinerin oder Töpferin, und ich habe mich schließlich für die Keramik entschieden. In meinem Heimatort gab es einen Keramikkünstler, bei dem ich dann gelernt habe.
Frage: Was hat dich an der Keramik besonders fasziniert?
Manuela Hollerbach: Das Material, die Ruhe, die Konzentration, die es verlangt. Ich habe zuerst in der Baukeramik gearbeitet, bin dann aber zur Scheibentöpferei gewechselt. Nach dem Gesellenabschluss wollte ich noch mehr über Gestaltung wissen – also habe ich Innenarchitektur studiert. Ich wollte Dinge nicht nur schön, sondern auch funktional denken. Diese Kombination aus Gestaltung und Funktion zieht sich bis heute durch meine Arbeit.
Frage: Und aus dieser Verbindung von Handwerk und Design ist schließlich dein Label Dorfkind entstanden?
Manuela Hollerbach: Genau. Nach einigen Jahren im Produktdesign habe ich gemerkt, dass mir das freie Arbeiten fehlt. Also habe ich nebenher angefangen zu töpfern – ganz klein, nur für mich. Irgendwann wurde daraus ein richtiges Label. Meine Linie war von Anfang an reduziert, klar und schlicht – inspiriert von japanischem und nordischem Design. In der Region war das damals etwas völlig Neues. Viele Keramiker*innen boten glänzende, verspielte Stücke an, ich wollte es pur und ruhig.
Frage: Diese klare Gestaltung zieht sich auch durch deine Räume. Nun hast du für Komar drei Tapeten entworfen, die genau dieses Gefühl transportieren. Erzähl doch mal davon.
Manuela Hollerbach: Das war ein unglaublich spannendes Projekt. Die Tapeten sind im Grunde eine Weiterführung meiner keramischen Arbeit – dieselben Farben, dieselbe Formensprache, dieselbe Haltung.
Die erste Tapete hängt direkt in meiner Werkstatt. Sie zeigt grafische Formen in gedeckten Farben – wer genau hinsieht, erkennt Tassen und Schalen. Das passt wunderbar, weil auch das Logo meines Labels „Dorfkind“ aus diesen Formen besteht. Die Tapete empfängt einen schon beim Eintreten – sie ist ruhig, aber ausdrucksstark und schafft sofort eine Verbindung zwischen Raum und Handwerk.
Frage: Und die zweite Tapete hat eine ganz andere Stimmung, oder?
Manuela Hollerbach: Ja, sie hängt im Schlafzimmer. Das Motiv ist eine Fotografie von einem lauen Sommerabend am Atlantik – aufgenommen in Frankreich. Es sind viele Menschen darauf zu sehen: ein Junge mit seinem Ball, eine Frau, die gleich ins Wasser geht, eine Familie beim Picknick. Ich liebe dieses Motiv, weil man beim Hinschauen so viel entdeckt. Jeder auf diesem Bild war in diesem Moment glücklich – und diese Stimmung spüre ich jedes Mal, wenn ich morgens aufwache. Es erinnert mich an diesen besonderen Abend, an Wärme, Licht, Leichtigkeit.
Frage: Und die dritte Tapete?
Manuela Hollerbach: Die hängt im Wohnzimmer. Sie ist Altrosa – dezent, aber präsent. Sie erinnert ein wenig an die 70er-Jahre und fügt sich perfekt in mein Interieur: Chrom, Cord, Plattenspieler, Designobjekte, Vintage-Stücke. Ich mag es, wenn Räume Geschichten erzählen, und diese Tapete schafft das – sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart mit einem Augenzwinkern.
Frage: Deine Tapeten wirken wie eine Erweiterung deiner Keramik – nur an der Wand statt auf dem Tisch.
Manuela Hollerbach: Ja, das trifft es ziemlich gut. Ich denke in Formen, in Flächen, in Strukturen. Für mich ist eine Tapete wie eine große Leinwand, auf der dieselben Prinzipien gelten wie bei einer Schale oder einer Vase: Es geht um Balance, um Materialität, um Charakter.
Frage: Und genau dieser Charakter scheint dir besonders wichtig zu sein.
Manuela Hollerbach: Absolut. Kein Stück, keine Fläche, kein Raum muss perfekt sein. Im Gegenteil – ich liebe es, wenn Dinge Spuren zeigen, wenn sie echt wirken. Meine Keramik und auch die Tapeten dürfen Ecken und Kanten haben. Ich glaube, das ist es, was die Menschen heute suchen: Dinge mit Seele.





